Munchmuseet, MM K 2347
MM K 2347, Munchmuseet. Datert 06.12.1923. Brev fra Curt Glaser, Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen.
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Lieber Herr Munch!
Es ist ein sonderbares Gefühl,
Ihnen zum sechzigsten Geburtstage
zu gratulieren. Sie sind eigentlich
viel zu jung geblieben, um schon
mit Würde den Jubilar zu spielen,
und ich glaube, das wird Ihnen
in zehn Jahren mit siebzig auch
noch nicht gelingen. Wenn Sie
wollen, so ist das schon ein
Geburtstagswunsch, und nicht der
schlechteste, denn ein Leben wie
das Ihrige ist doch so ganz
an die Schaffenskraft gebunden,
daß es eben nur Leben ist,
wenn ihm die Zeugungsfähigkeit
bleibt, die man mit Jugendlich-
keit gleichzusetzen pflegt. Ihre Kunst
ist jung geblieben, und da müssen
Sie uns schon erlauben, auch Sie
selbst trotz Ihrer sechzig zu den
Jungen zu zählen, und wenn ich
Sie zu etwas beglückwünsche, so
ist es dazu, und wenn ich Ihnen
für die Zukunft etwas von Herzen
wünschen soll, so ist es, daß es
noch sehr lange so bleiben möge.
Hoffentlich spielt auch Ihre Ge-
sundheit Ihnen in den kommenden
Jahren weniger böse Streiche. Leider
sind wir ja alle an diesen wieder-
spenstigen Körper gebunden, dem
wir schon etwas Rücksicht ange-
deihen lassen müssen, auch wenn
es manchmal ein bischen schwer
fällt. Ich meine damit, daß es am
Ende doch besser für Ihr leibliches
Wohl wäre, wenn Sie sich eine gute
Bedienung im Hause hielten. Ich
kann mir nicht denken, daß der Zu-
stand, mit dem Sie jetzt scheinbar
zufrieden sind, für längere Zeit halt-
bar sein wird.
Den richtigen, offiziellen Glückwunch
habe ich Ihnen in die Zeitung ge-
schrieben. In diesem Briefe möchte
ich Ihnen vor allem meine auf-
richtig freundschaftlichen Gefühle
zum Ausdruck bringen, die auch
meine Frau im gleichen Maße
teilt. Sie läßt Ihnen ebenfalls
von ganzem Herzen Glück wünschen
und grüßt Sie vielmals.
Mit ebenso herzlichen Grüßen
verbleibe ich in alter Treue
Ihr
Curt Glaser