Munchmuseet, MM K 2389

MM K 2389, Munchmuseet. Datert 09.12.1933. Brev fra Curt Glaser.

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Paris
9. 12. 33



    Mein lieber alter Freund!


    Als vor einem Jahre in Berlin das Gerücht ver-
breitet war, Sie würden 70 Jahre alt, wurde ich von
vielen Seiten bestürmt, ich sollte Geburtstagsartikel
für Sie schreiben. In diesem Jahre bestürmt mich nie-
mand mehr. Ich bin aus allem ausgeschaltet, ich bin
nicht mehr Beamter und nicht mehr Schriftsteller. Ich
bin ein simpler Privatmann, der irgendwo auf Reisen
in der Welt seine Tage verbringt, und wenn ich Ihnen
nun zu Ihrem Geburtstage meine Wünsche sende, so ge-
schieht es nicht mehr unter den Augen der Öffentlich-
keit, sondern in aller Stille von Mensch zu Mensch und
von Freund zu Freund. Vielleicht ist es besser so. Ich
habe lange genug in der Öffentlichkeit gestanden. Nun
mögen andere sich äußern. Ob sie ebensoviel Liebe
für Ihr Werk aufbringen, das weiß ich nicht. Aber
Sie dürfen gewiß sein, daß ich Ihnen die Treue halte,
wie auch die Zeiten und die Menschen rings um uns
sich ändern mögen. Wäre es möglich gewesen, und
wüßte ich nicht genau, daß Sie nichts weniger lieben,
als von Menschen bedrängt zu werden, so hätte es

 

      

mir am nächsten gelegen, zu Ihnen zu kommen und Ihnen
freundschaftlich die Hand zu drücken und ein Stündchen
mit Ihnen von alten Zeiten zu plaudern. Ich hatte, wie
Sie wissen, eigentlich im Herbst die Absicht, Sie zu be-
suchen. Es kam dann nicht dazu. Nun hoffe ich auf
das nächste Jahr. Denn ich möchte gern Sie wiedersehen
und etwas von Ihren neuen Arbeiten wissen, möchte auch,
daß meine junge Frau, der ich viel von Ihnen erzählt
habe, einmal mit Ihnen zusammentrifft. Aber das
sind Zukunftspläne. Ich bin jetzt für kurze Zeit hier
und hörte von dem Plan einer norwegischen Ausstellung
im „Jeu de Paume”, deren Hauptsäle Ihnen eingeräumt
werden sollen. M. Desarroies erzählte mir davon und
sprach mir auch von den Schwierigkeiten. Es wäre aber
schön, wenn die Ausstellung zustande käme. Vielleicht
gäbe sie auch eine Gelegenheit, daß wir uns hier sehen
könnten.

    Fürs erste kehre ich jetzt nach Ronco zurück. Ich be-
wohne dort mit meiner Frau ein kleines Häuschen hoch
über dem Lago Maggiore, mit herrlicher Aussicht, in ab-
soluter Ruhe und Weltabgeschiedenheit. Wie wunderbar
man dort lebt, empfinde ich doppelt hier in dem tollen
Trubel der Großstadt. Wir wollen bis zum Frühjahr

 

      

dort bleiben, und ich hoffe, auch etwas zur Arbeit zu
kommen. Aber dann werde ich wohl allmählich in
die Welt zurückkehren, da ich mich nicht alt genug
fühle, mich ganz von ihr ausschalten zu lassen.
Die Jahre allein tun es ja nicht. Ich empfinde das
besonders, wenn ich an Sie denke. 70 erscheint aus
der Ferne gesehen als eine recht stattliche Ziffer. Aber
wenn man Sie kennt, weiß man, daß man auch
mit 70 jung sein kann. Für mich sind Sie es, und
gewiß ebenso für alle Ihre Freunde. Und ich wüßte
keinen besseren Wunsch zu Ihrem Geburtstage als den,
daß Sie es bleiben möchten. Jung und schaffensfroh.
Für einen Künstler gibt es kein Alter außer dem
seines Werkes, und wenn eines, so ist das Ihrige
jung und lebensstark geblieben. Bleiben Sie es
auch als Mensch noch recht lange! Ich wünsche
es Ihnen und allen, die Sie verehren und Ihnen
freundschaftlich gesinnt sind, von ganzem Herzen.

    
    Immer Ihr
Curt Glaser