Munchmuseet, MM K 3256

MM K 3256, Munchmuseet. Datert 26.11.1923. Brev fra Gustav Schiefler.

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Mellingstedt, den 26. November 1923



    Lieber Freund!


    Ihr Brief war uns eine Freude. Nur bedauern wir sehr, dass Sie
mit der Gesundheit nicht zufrieden sind, und dass Ihnen diesmal das
Schweizer Klima nicht so gut getan hat wie damals. Schade, dass Sie auch
in Folge dessen noch nicht zur Beantwortung meiner Fragen gekommen sind.
Aber selbstverständlich geht die Gesundheit und das künstlerische Schaf-
fen voran. Dem soll das andere doch nur dienen. Ich hoffe aber immer noch,
dass auch dies noch einmal an die Reihe kommt. Natürlich werde ich Ihre
Wünsche bez. dessen, was nicht in das Verzeichnis aufgenommen werden
soll, respektieren. Hoffentlich werden aber nicht die karikaturistischen
Blätter /Die Verhaftung, der reiche Mann u.s.w. dazu gehören, denn die
Sinde sind ganz besondere Lieblinge von mir.

    Sie haben recht, uns und unsere Verhältnisse zu beklagen. Frei-
lich, darüber, dass wir bluten müssen, darüber dürfen wir uns nicht be-
schweren. Wir haben den Krieg verloren, und da das Schicksal gegen uns
entschieden hat, haben wir die Folgen zu tragen. Aber was uns so empört,
das ist die Scheinheiligkeit, mit der dies Frankreich, das seit 50 Jahren
den Revanchekrieg präpariert hat, uns wie Verbrecher behandelt und immer
von Schuld, Verfehlungen und Sanktionen spricht. Aber eigentlich sollte
man sich auch darüber nicht wundern, Denn Frankreich hat sich immer wo
es Sieger war, nicht ritterlich benommen.

    Dass wir Deutschen alle, im Falle der Krieg verloren würde, –
mit Ausnahme der Schieber und Kriegsgewinnler – arme Leute werden würden,
habe ich am ersten Tage des Krieges gesagt. Das braucht für den einzelnen
kein Unglück zu sein. Denn wir hatten es vor dem Kriege vielleicht reich-
lich gut. Und wenn wir uns unsere alten Tage auch anders gedacht hätten,
so können wir es doch – bisher wenigstens noch aushalten. Wir essen unser

 

      

unser Brot, das wir selbst backen und die in unserem Garten gewachsenen
Kartoffeln und haben eine warme Stube. Das ist jetzt für einen Deutschen
jetzt schon viel wert. Dazu haben wir geistige Freuden an Literatur und
vor allem an der Kunst. Die Sammlung ist unsere Freude und unser Trost.
Darum freut es mich so, dass Sie mir wieder ein paar Blätter in Aussicht
stellen. Aber 100 Kronen sind Sie mir nu\i/cht schuldig. So war das nicht
gemeint, und Sie sollten sie nicht schicken. Wenn Sie es doch tun soll-
ten, dann bitte nicht in einem Scheck auf Papiermark, sondern auf ausländ-
ische Währung. Diese Bemerkung ist aber nicht etwa eine Hiter\nter/tür, die
ich doch für die 100 Kr. wieder aufmachen will. Meine Bitte ist ganz \und sehr/
ernsthaft gemeint. Nur wäre es schade, wenn bei einer Sendung die Hälfte
des Wertes in die Taschen der Banken, dieser Räuber am deutschen Volks-
vermögen fallen wurde.

    Ich denke so oft, wenn die Tage ganz kurz werden, an meinen
Weihnachtsbesuch bei Ihnen. Das ist nun schon 12 Iahr her.

Und für Sie nähert sich nun der 60jährige Geburtstag. Unsere Gedanken wer-
den am 12/12 mit herzlichen Wünschen bei Ihnen sein. Wie ist doch Ihr Le-
ben wunderbar verlaufen. Sie stehen da als der Anführer der Bewegung, die
das Schwergewicht des Kunstschaffens von der romanischen Seite weg auf
die germanische verschoben hat. Als anerkannter Führer und als ein Mann,
um den sich – wie um einen Riesen – schon allerlei Legendenhaftes rankt.
So wenigstensscheinen die Jungen Sie zu betrachten, wenn ich von Ihnen
erzählen muss. Möge der Riese noch lange weiter Wachsen und sich seines
Wachstums, seines Lebens und seines Erfolges freuen. Meine Frau – Sie
wissen, wie auch sie von Ihnen denkt – grüsst und gratuliert mit mir.
Auch der kleine Engel.

    
    Ihr
Schiefler