Munchmuseet, MM K 3445

MM K 3445, Munchmuseet. Datert 04.03.1929. Brev fra Theodor Wolff, Berliner Tageblatt.

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CHEF-REDAKTION
DES
BERLINER TAGEBLATT


    
BERLIN SW. 4. März 1929
Jerusalem Strasse 46–49



    Lieber, verehrter Edvard Munch,


    Ich kann Ihnen garnicht
sagen, wie sehr ich mich über Ihren Brief
gefreut habe. Immer in all den Jahren
seit unserer Jugend habe ich mich danach
gesehnt, von Ihnen zu hören und Sie
wiederzusehen. Ich wusste, dass Sie den
Verkehr mit Menschen scheuten und wie
ein Einsiedler lebten. Das verstehe ich,
der immer mitten im lautesten und
heftigsten Gewühl steht, sehr gut, und
darum habe ich nie versucht, Ihnen
näher zu kommen und Sie an die alten
Tage zu erinnern. Ich gehe überall hin, wo

 

      

ein Bild von Ihnen hängt. Ich habe Sie
immer lieb gehabt – man sagt soetwas
nicht zu einander, unter Männern, man
kann es höchstens schreiben – und das ist
so geblieben. Ganz genau weiss ich, wie
Sie damals aussahen, sprachen und gingen.
Es ist – ich bin jetzt grade sechzig geworden –
wohl fünf und dreissig Jahre her, aber
mir unvergesslich. Ich habe inzwischen
unendlich viel erlebt, Krieg und Revolution,
literarische und politische Wandlungen,
und war immer im Kampf. Aber war es
wirklich soviel? Vielleicht haben Sie in
Ihrer Einsamkeit mehr erleben und erfahren

 

      

können. Sie haben den Stern vor Augen
gehabt, ich den Strom. – Wahrscheinlich
haben Sie die Notiz, in der ich dem
deutschen Publikum Ihren Dank übermittelte,
schon gelesen. Ich sende Ihnen gleichzeitig
mit diesem Briefe die Nummer des Berliner
Tageblatts und hätte das gern schon früher
getan, aber ich kannte Ihre Adresse
nicht und musste sie mir erst verschaffen.
– In meiner Wohnung hängt über meinem
Schreibtisch Ihr Blatt „das kranke Mädchen”.
Ich habe auch noch den Brief, in dem
Sie mir vorwarfen, ich hätte Ihnen

 

      

zuviel dafür gegeben – und ich hatte
Ihnen, da ich ein armer Kerl war, doch
fast garnichts dafür geben können.
Es ist für mich das Wertvollste unter
allen Dingen, die ich besitze. Darum
habe ich es dorthin gehängt, wo ich es
während der Arbeit immer sehen muss.

    Lieber Edvard Munch, ich bitte
Sie nicht, mich zu besuchen oder mir ein
Zeichen zu geben, wenn Sie wieder einmal
nach Berlin kommen. Das werden Sie tun,
wenn Sie es selbst gern wollen, aber ich darf
und mag Sie nicht drängen.
  Ich drücke
Ihnen aus der Ferne in Verehrung, in
Freundschaft, in Liebe die Hand.
 Ihr
Theodor Wolff