Munchmuseet, MM K 3648

MM K 3648, Munchmuseet. Datert 15.01.1924. Brev fra L. Angerer Chalkographische Kunstanstalt.

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L. Angerer
chalkographische kunstanstalt


    
Berlin den 15. Januar 1924



    Herrn
Edvard Munch, Kunstmaler & Radierer
Christiania


    Wie Ihnen nicht unbekannt sein dürfte, leidet Deutschland’s Indu-
trie, Wissenchaft und Kunst etc. unter den französischen Reparations-
Repressalien ungeheuere Not, sodass angenommen werden darf, die Vernich-
tung selbständiger deutscher Tätigkeit in grösserem Umfange, besonders
auf ersterem Gebiet, ist viel eher der Zweck aller dieser Zwangs-Mass-
nahmen wie die Geldforderungen selbst. –

    Wenn Deutschlands Wirtschaftlichkeit aber erst weitgehend unter-
graben wäre, so dürfte – das ist das Urteil aller Verständigen und Ein-
geweihten – auch der Handel und Wandel der meisten anderen europäischen
Länder (selbst der völlig neutralen) immer grössere Schaden erleiden.
Denn Deutschland ist – rein geographisch betrachtet – nun einmal das
Herz Europas und dieses dauernd industriell lahmzulegen würde unzwei-
felhaft den wirtschaftlichen Verfall anderer Länder immer mehr nach
sich ziehen.
Namentlich dürfte das Uebergewicht der jetzigen grossen
Weltreiche (England, Frankreich, Amerika etc.) sich dann immer mehr
auswirken, was sicherlich nicht im Interesse der vielen kleineren Län-
der und Völker!?

    Wir schlagen Ihnen daher heute vor, soweit Ihnen möglich, die
deutsche Industrie, – die niemals übermütig war, sondern von jeher al-
len dienstbeflissen, – nach Möglichkeit zu unterstützen, und zwar uf
unserem speziellen Gebiete, dem „KUPFERDRUCK”, um damit die
Tätigkeit unserer altbekannten Firma, die in Deutschland seit vielen
Jahrzehnten als vorbildlich angesehen wird, beleben zu helfen. Aber
freundlich, nicht etwa aus Mitleid, sondern aus Ihrem eigenen Interesse.

    Die deutschen Kupferdruckereien hatten zweifellos schon vor be-
ginn des unseligen Weltkrieges selbst die östereichischen, französi-
schen und englischen Kupferdruckereien, nach dem Urteil erster Autori-
täten, weit überflügelt, und es werden auch die besten Maschinen, Uten-
silien etc. noch jetzt aus Deutschland bezogen. Es darf wohl auch nicht
ganz verschwiegen werden, dass Ihre dortigen Kupferdruckereien – soweit
solche grösseren Umfangs überhaupt existieren – infolge Ihrer abseiti-
gen Lage hinter den Leistungen der heutigen Zeit etwas zurückgeblieben
sind. Sie würden also gewiss sehr unrationell operieren, wenn Sie sich

    weiter

 

      

weiter nur auf Ihre heimischen Kupferdruckereien stützen oder noch un-
praktischer handeln, wenn Sie sich (ausser den notwendigen Probedrucken)
„Auflagen” selbst druckten, damit Ihre eigentliche künstlerische Tätig-
keit arg behindernd!?

    Unsere Offizin sicherlich Ihren Druckbedarf an Radierungen,
Photogravüren etc. nicht nur wesentlich billiger, sondern auch besser
erfüllen wie jede dortige Kupferdruckerei oder wie gesagt Sie selbst
durch evtl. eigene druckerische Tätigkeit. –

    Wir empfehlen Ihnen daher: Senden Sie uns frdl. Ihre Radierungs-
Photogravüre- etc. Platten
(nebst genauer Angabe dessen, was Sie wün-
schen in Bezug auf Bildwirkung, Ausstattung, Bedarf etc.) und Sie wer-
den wahrscheinlich dann nur bedauern, solange allein gedruckt oder nur
in dortigen Druckereien bisher bestellt zu haben. – Eine gewisse Um-
ständlichkeit im Verkehr mit Deutschland ist ja vielleicht vorhanden;
aber sie wäre wohl mehr auf unserer Seite als auf der Ihrigen, weil
Platten etc. leicht mit der Post etc. einzusenden.

    Bei vorheriger Bemusterung, also vor evtl. Einsendung Ihrer Radie-
rungs- etc. Platten, sind wir auch gern bereit, Preise zu machen, was al-
lerdings nur ungefähr sein könnte, da die bisher unbekannte Druckbarkeit
einer Platte sum Schluss auch ausschlaggebend.

    In der Hoffnung, auf Grund dieses Angebots von Ihnen demnäcsht
erfreuliche Nachrichten zu empfangen.

    
    Mit Hochachtung
    ergebenst
L. Angerer



1 Reklame-Anlage
(zur genauen besonderen
Beachtung.)