Munchmuseet, MM K 3446
MM K 3446, Munchmuseet. Ikke datert. Brev fra Theodor Wolff.
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NB: Kombinasjoner av virkemidlene forekommer!
Munchs skrevne tekst
overstrøket tekst
Munchs skrevne tekst
Munchs skrevne tekst
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store strykninger gjort med strek, kryss el.l.
fet tekst er trykt tekst
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‹uklar/vanskelig leselig tekst›
endring av rekkefølgen på ord
Billederne forhåbentlig2 bliver1 god
Nizza (France, A.M.)
63 Promenade des Anglais.
Mein lieber verehrter Edvard Munch,
Ich habe neulich gelesen, dass
man Ihren 75. Geburtstag gefeiert hat,
aber es war für einen Glückwunsch zu spät.
Jetzt kommt Neujahr, und da kann ich
das Versäumte nachholen. Eigentlich
bedarf es nicht einer solchen besonderen
Gelegenheit. Denn immer wünsche ich Ihnen
ja Glück, immer habe ich Sie bewundert
und lieb gehabt, so wie man die schönsten
Erinnerungen seiner Jugend liebt, und
unzählige Male sind meine Gedanken
zu Ihnen gegangen. Ich habe in einem
sehr bewegten, wechselreichen und
ereignisvollen Leben viel erlebt und
gesehen und unzählige Menschen, grosse
und kleine, berühmte und unberühmte,
mächtige und bedeutungslose, Staatsmänner,
Politiker, Dichter und Künstler kennen
gelernt und vielen bin ich nahe gestanden
aber vergessen habe ich nie die menschliche
Persönlichkeit Walter Leistikows und irgend-
etwas zog mich immer wieder zu Ihnen
hin, Edvard Munch.
Als ich vor bald sechs Jahren mit
meiner Frau und meinen Kindern Deutschland
sehr plötzlich und schnell verlassen musste,
um einem bösen Schicksal zu entgehen,
habe ich viele der Dinge retten können,
die mich in meinem Berliner Heim umgaben,
auch hier in Nizza hängt jetzt neben
meinem Schreibtisch Ihr „krankes Mädchen”
mit den roten Haaren, das Sie mir
1897 in Paris gaben, und ich habe auch
noch den Brief, in dem Sie damals meinten,
die winzige Summe, die ich Ihnen hatte
senden können, sei zuviel gewesen. Wenn
ich das Bild – leider ist es mein einziger
Munch, aber es ist mir unendlich lieb
und kostbar – betrachte, dann sehe ich
jene schöne Vergangenheit, die Zeit Ihrer
Kämpfe, und Sie selbst. Bis zurück zu
den Tagen, in denen der Verein der Berliner
Künstler Ihre Bilder verjagte – was Ihnen
gewiss auch heute in Deutschland wieder
geschehen würde – und ich, noch ganz jung,
im Berliner Tageblatt diese Banausen attakierte
und dann auch noch in Versen verspottete.
Lieber Edvard Munch, ich wollte
Ihnen nur sagen, dass die Erinnerung an Sie,
an unser
ehemaliges Beisammensein
mir mehr Freude
macht als der
Gedanke an alle
hohlen Ehrungen,
mit denen man
mich einstmals
umschmeichelte –
und fast noch mehr
Freude als die
Feindschaft der
Barbaren.
Ich drücke Ihnen im
Geist die Hand.
Ihr Theodor Wolff.