Munchmuseet, MM K 1962

MM K 1962, Munchmuseet. Datert 06.06.1930. Brev fra E. Leuthold-Resch.

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Basel, den 6. Juni 1930.



    Verehrter Herr Munch!


    Erlaube mir, mein Klagelied v. 7. Mai
(i.S. Flechtheim Berlin) zu bestätigen.

    Ob ich mit der untenstehenden
Beschreibung der Nordländer endlich
die Lösung Ihres rätselhaften Wesens
gefunden habe? Dann hoffe ich, dass
auch mir noch einige tausend Jahre
vergönnt sein werden, um des Besitzes
& Erlebnisses eines Ihrer Gemälde
teilhaftig zu werden.

    
    Ihnen, verehrter Herr Munch
recht Frohe Pfingsten wünschend
– wovon 500 Jahre meiner zu gedenken -
begrüsse ich Sie freundlichst &
verbleibe

    Ihr ergebener hoffender
E. Leuthold



    Basel Freiestr. 86.







    Es ist klar, daß der Satz der Bibel: „Im Anfang war das
Wort, und daß Wort war bei Gott, und Gott war das Wort” nur
dort entfliehen konnte, wo vorher allertiefstes Schweigen herrscht
hatte. Jedenfalls muß er überall ganz unverständlich sein, wo viel
– und allzuviel – geredet wird Auf mitteleuropäischem Boden
hätte er – schon der vielen Zeitungen wegen – nicht wachsen
können.

    Eher in Norwegen. Sechzig Millionen Deutsche sprechen alle
zusammen im Laufe eines Tages natürlich viel mehr, als zwei
Millionen Norweger; aber auf jeden einzelnen Mund entfällt in
Norwegen ein bedeutend geringeres Quantum an Gespräch.

    Es scheint, dort hätten einmal auf einem Berge drei Trolle
gestanden. Nach 500 Jahren hätte einer von ihnen gesagt:
„Ich glaube, ich höre eine Kuh brüllen.”
Es vergingen 500 Jahre, bevor der Zweite ihm antwortete:
„Ich glaube, es war ein Stier.”
Und wieder nach 500 Jahren sagte der Dritte:
„Wenn ihr zwei hier solchen Spektakel macht, dann gehe
ich fort.”