Munchmuseet, MM K 2433

MM K 2433, Munchmuseet. Datert 08.04.[????]. Brev fra Eberhard Grisebach.

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Villa-Fontana
Davos-Platz


    
d. 8 April.



    lieber Herr Munch,
 ich möchte
Ihnen für Ihren freundlichen Brief
danken und Ihnen auch sagen, wie
sehr mich unser Wiedersehn in Berlin
gefreut hat. Es macht für mich das
Leben so schön, dass ich von Zeit zu Zeit
Geistern begegne, die so echt, so gross
und warmherzig und königlich sind
wie jene Männer, die vor hundert Jahre
in Jena und Weimar lebten. So habe
ich auch meine Gegenwart, die jener
grossen Zeit nicht nachsteht. und Wie
schon damals in Warnemünde hat
Ihre Gegenwart\Anwesenheit/ so viele Kräfte in mir
geweckt, Sie und ihre Bilder haben
mich wieder berauscht wie Cham-
pagner, oder besser ich war verliebt;

 

      

und echte Liebe verlangt nach Be-
sitz; so kam es, dass ich acht Tage
später wieder vor Ihren Bildern
stand und alles, was ich besitze für
zwei der Gemälde bot. Sie müssen
diese Zudringlichkeit einer Verliebten
verzeihen, ebenso wie ich es verstehe,
dass Sie Ihre Werke noch brauchen,
S\s/ie ungern fortziehen lassen.

    Wenn Sie nur die Einleitung meines
Buches gelesen haben, werden Sie
bemerkt haben, dass ich zwischen
Kunst und Philosophie einen schar-
fen Strich ziehe. Die Kunst ist
Ausdruck des individuellen Lebens,
die Philosophie aber mit ihren
Begriffen zerstört durch Reflexion
das künstlerische Leben, die

 

      

Einheit der Natur, da sie aus allem
g\d/ie allgemeine Vernünftogkeit zu gewinnen
trachtet. Die Trennung von Philisophie
und Kunst hat mich viel Schmerzen
gekostet, denn meine Natur ist künst-
lerisches Art, aber um die Grenzen
des Gedankens, der Logik zu erkennen
muss ich eine Weile diesen Weg gehen,
um dann beruhigt wieder zur
Einheit des Lebens, befreit von dem
Glauben an den Begriff – zurückzu-
kehrenund den Gedanken dann als
Symbol des gesammten geistigen
Lebens zu gebrauchen. Kurz mein
Ziel bleibt: auch einen Ausdruck
meines individuellen Lebens zu
finden. Bei diesem Umweg über
die Wissenschaft ist mir die Freund-
schaft der Kunst und ihre Nähe

 

      

Lebensbedingung, wenn der Kopf
müde sich ausruhen will, dann
sind die Bilder um mich ein
grosser Trost und die beste Erholung.
So ist Ihre Kunst einfach eine Lebens-
bedingung für mich geworden,
und ich würde sehr glücklich
sein, wenn Sie mir doch ein Bild,
das Sie entbehren können, über-
liessen.

    Ich meinte die „Strasse in Kragerö”,
links neben den Schneearbeitern um
roten Raum bei Gurlitt N 8. des Katalogs.
Auf das „Pferd im Galopp” wagte ich
nicht zu bieten. Ich nenne Ihnen
noch einige der Bilder, die ich beson-
ders gern hätte, und Sie schreiben
mir einfach, was Sie eventuell abgeben
wollen und können, ich nehme
Ihnen nicht übel, wenn Sie ant-
worten, „Nein! der Grisebach hat genug”

 

      
    II.
  • No 12. Selbstportrait (Weimar)!!!
  • No 77. Schiffswerft!!
  • No 24. Mädchen auf dem Bett.
  • N 26. Liebespaar.!

d\d/en Lindefriess fand ich am schönsten,
vielleicht kann ich später, wenn ich
erst mehr verdiene und Sie nicht davon
trennen wollen, darauf zurückkommen.

    Ich bin seit vier Wochen wieder
in Davos. Es ist noch alles weiss hier
oben und es schneit fast täglich.
Ich habe mich ganz in Plato vertieft
und seine sämmtlichen Werke ge-
lesen und Auszüge daraus gemacht.
Denn ich will im Sommer über Plato
Vorlesungen halten. Ich habe meinen
Kopf wohl etwas überanstrengt,

 

      

jedenfalls ging es mit einen Mal
nicht mehr, die Gedanken überstürz-
ten sich, so lag ich einige Tage ruhig,
erholte mich bei Goethe und
schreibe versäumte Briefe. Bis
zum 20ten April bin ich noch hier,
dann gehe ich zurück nach Jena.
Am 28ten beginnen meine Vorlesun-
gen. Ob ich schon in diesem Jahr
nach Norwegen kommen kann,
scheint mir zweifelhaft, da ich
zuviel zu arbeiten habe. Aber näch-
stes Jahr 1915 hoffe ich es möglich
machen zu können. Wie ich höre
wird Dr. Glaser Sie in diesem Sommer
wieder aufsuchen, dann ist es besser
Sie haben nicht zuviel Störung.
Ich war Anfang März bei ihm zum
Abendessen, mit vielen Berliner

 

      

Juden und Aesthetikern zusammen.
Frau Glaser hockte als Japanerin
auf der Erde und schwärmte exal-
tiert von Ihnen. Er erfüllte seine
Wirtspflichtem mit Ruhe und er-
zählte, er wolle seine Frau einige
Wochen nach Sicilien schicken.

    Ich würde mich sehr freuen,
wenn Sie mir kurz noch nach Davos
Nachricht geben.

    
    In grösster Verehrung und
Freundschaft bin ich
 Ihr
Eberhard Grisebach