Munchmuseet, MM K 2445

MM K 2445, Munchmuseet. Datert 26.09.1932. Brev fra Eberhard Grisebach.

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Davos, Villa Fontana
den 26. September 1932



    Lieber Herr Munch,


    Nachdem ich von der höchste ergiebigen und anregenden Reise
aus dem Norden in die Bündner Berge und sein erholsames Tal zurückge-
kehrt bin, möchte ich Ihnen für Ihre freundschaftliche Aufnahme in
Skoien herzlich danken, Mir war es, als dürfe ich nach langer, ruhelo-
ser Wanderung einmal in das Paradies als Garten der Kunst heimkehren,
aus dem ich vertrieben wurde, nachdem ich vom Baum der Erkenntnis ass
und das Nachdenken zum Beruf wählte. Ein wenig habe ich mir auch als
Vertiebener vom bildhaften Schauen und Träumen, von der Unmittelbar-
keit der Einbildungskraft zu erhalten versucht, aber diese Gabe droht
in der Oeffentlichkeit, in der ich lebe, im Amte und in der systemati-
schen Ordnung, die ich anstrebe, oft zu schwinden. So war die Woche im
Garten der VillaEkely eine wahre Seelenkur für mich. In unseren Osloer
Gesprächen habe ich alle Sorgen, alle bevorstehende Arbeit vergessen
können und an Ihrem erstaunlichen Lebenswerk als einem sich zusammen-
fügenden Ganzen ein ermutigendes Beispiel gefunden. Als ich das Tor
Ihres Gartens hinter mir schloss, hatte ich nur die eine Sorge, ich
möchte Ihre Zeit und Ihre Kraft allzu unbescheiden in Anspruch genommen
haben. Als Sie am Morgen vor der Abreise zum Abschied noch einmal ins
Hotel kamen, empfand ich eine grosse Freude, die sich in die Hoffnung
und Zuversicht wandelte, Sie bald in Oslo oder Como in der gleichen
Frische und Schaffenskraft wiederzusehen.

    Das Abbild meines Körpers und meiner Seele bleibt fertig oder
unfertig in i\I/hrem Arbeitsraum zurück. Vielleicht ist Ihre Unzufrieden-
heit mit dem Portrait ein Symbol für meine eigene Unfertigkeit. Ich kann
mich dabei allein auf Ihr Urteil stütn\z/en. Als Modell hat man, wie mir
scheint, kein objektives Verhältnis zu seinem Bildnis. Man kennt sich
mit allen Schwächen und Geheimnissen selbst zu gut, als dass man sein
Eigenbild rein lieben könnte. Im Bildnis eines andren Menschen kann man
objektiv den Kunstwert geniessen und sachlich Stellung nehmen. Die zwei

 

      
    –2–

Seiten, die Sie von mir abmalten: den Revolutionär und den Fragenden,
sind sicherlich wahr und wirklich. Vielleicht ist es meine Schuld,
dass|ich die Zwiespältigkeit von körperlichem Trotz und seelischer
Frage noch nicht überwand, sodass ein einheitliches Portrait, das Sie
befriedigt hätte, diesmal noch nicht glücken konnte. Es wird mich freuen,
wennnSie mir gelegentlich davon Photos senden, vielleicht haben auch
diese Bilder, wie Ihr Freund Dr. H. es ausdrückte, sich inzwischen
selbst vollendet, und ich hätte mich Ihrem künstlerischen Urteil zu fü-
gen.

    Auf der eiligen Fahrt durch das no‹t›\r/wegische Land habe ich
dann die Seele der Landschaft zu erfassen gesucht. Die Erinnerung an die
retrospektive Ausse\t/t\e/llung in Oslo half mir dabei, schnell herauszufin-
den, was der Norweger an seiner Heimat liebt, fürchtet und gläubig ge-
staltet. Ihre Kunst, soviel wurde mir auf der Fahrt klar, wuchs auf
dem Boden Heimat und schliesst die G\g/estalten\-/der Arbeit aller
Ihrer Landsleute ab.

    In Stockholm wurde ich von Intendant Hoppe und seiner liebens-
würdige Gattin sehr freundlich aufgenommen und in Galerie und Stadt
gastfreundlich herumgeführt. Es war ein grosser Genuss, mit Herrn Hoppe
durch die Sammlung zu gehen und die wertvollsten Bilder zu betrachten
und die Sammlung zu gehen und die wertvollsten Bilder zu betrachten
und zu besprechen. Wir verstanden uns mit wenig Worten. Die Handzeich-
nungen von Josephson und Hille interessierten mich sehr. In Thiels Gale-
rie
sah ich Ihr ergreifendes Nietzsche-Bild und die schöne Brücke mit
besonderem Interesse. Was sonst in dieser Sammlung von anderen Künst-
lern angehäuft sich findet, lohnt nicht die Unkosten, die sich der
Staat mit der Uebernahme der Sammlung machte. Stockholm als Ganzes
ist eine schöne, königliche Stadt, wo Intendant Hoppe einen Raum schaf-
fen sollte, in welchem einer Ihrer Cyklen Platz finden könnte. Das dor-
tige Stadthaus hat sehr schöne Räume, die ich Ihnen und Ihrer Kunst
gönnen würde. Vor dem Abschied war ich mit allen neuen und alten Be-
kannten im Keller zum goldenen Frieden in der alten Stadt zusammen.
Dann führte mich der Nachtzug nach Trelleborg. Im ersten Morgengrauen
sah ich die Landschaft von Südschweden und die Türme von Lund. Die
Fu\ä/hre führte uns bei ruhiger See nach Rügen und Stralsund. Bei Gewitter-