Munchmuseet, MM K 2958
MM K 2958, Munchmuseet. Datert 14.12.1923. Brev fra Gerhard von Mutius, Deutsche Gesandschaft.
Forklaring av tegn og farger i visningen
NB: Kombinasjoner av virkemidlene forekommer!
Munchs skrevne tekst
overstrøket tekst
Munchs skrevne tekst
Munchs skrevne tekst
tekst skrevet av andre enn EM selv
store strykninger gjort med strek, kryss el.l.
fet tekst er trykt tekst
{overskrevet tekst}
\tilføyd tekst i linjen/
tilføyd tekst over linjen
tilføyd tekst under linjen
lakune/uleselig tekst merkes med ...
‹uklar/vanskelig leselig tekst›
endring av rekkefølgen på ord
Billederne forhåbentlig2 bliver1 god
Kopenhagen.
Verehrter, lieber Herr Munch!
Ich lese in der Zeitung, dass Sie 60 Jahre alt ge-
worden sind und obgleich ich weiss, dass bei Ihnen die Jah-
re noch weniger bedeuten wie bei anderen Menschen und ich
infolgedessen aus diesem Datum heraus mich nicht besonders
bewegt fuehle, moechte ich doch gern den Anlass ergreifen,
um Ihnen noch einmal zu danken fuer alles, was Ihre Kunst
und Sie mir wæhrend meines Kristianiaer Aufenthalts, der
nun auch schon bald 4 Jahre wieder zurueckliegt, gewesen
sind. Obgleich ich Ihrer Kunst nicht immer und ueberall
folgen kann, habe ich, glaube ich, doch von keinem anderen
lebenden Kuenstler in der Welt so stark das Gefuehl gehabt,
dass er \a/n gewissen letzten Dingen in der Kunst und im Da-
sein ruehrt. Ich meine das nicht stofflich und inhaltlich,
etwa deswegen weil Sie immer wieder den Tod gemalt haben.
Ich empfinde das Sujet in Ihren Sachen, einen gewissen, ja
wie soll ich sagen, literarischen oder dichterischen Zug
in Ihnen, nach meinem heutigen Standpunkt manchmal bei-
nahe
Herrn
Eduard Munch
Kristiania.
beinahe als ein Hemmnis und \e/Ein\e/ ch\Sch/r\a/nken, obgleich natuer-
lich darueber kein Zweifel besteht, dass auch ich wie alle
anderen Menschen zunæchst auf diesem Wege s\m/ich Ihnen ge-
næhert haben und zu Ihnen gekommen sind\bin/. Aber das Eigentli-
che, das was die Chinesen „Tao” nennen, fængt doch erst
jenseits des Mitteilbaren und Diskutierbaren an und, um
mich kurz zu fassen, ich moechte Ihnen heute dafuer danken,
dass mir Ihre Kunst und Ihre Persoenlichkeit so viel „Tao”
vermittelt. Mir wurde das neulich wieder klar, als ich in
der Galerie Lutz in Berlin eine sehr schoene herbstliche
Fjordlandschaft und die von Ihrem Fenster aus gesehene
Mondscheinnacht erblickte.
Was nun Ihren 60. Geburtstag schliesslich noch an-
langt, so moechte ich Ihnen nur noch ein „many happy re-
turns” zurufen.
In grosser Verehrung
Ihr
G. Mutius