Munchmuseet, MM K 3325
MM K 3325, Munchmuseet. Datert 06.12.1941. Brev fra Luise Schiefler, Ottilie Schiefler.
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Lieber Herr Munch,
Immer wenn Weihnachten
nahe rückt, denken auch wir Ihres
Geburtstages und sehen nach Nachricht
aus, wie es Ihnen geht. Hoffentlich
hat Ihnen das trübe Wetter keine
Erkältung gebracht! So möchten Sie
denn Ihren Geburtstag gut feiern
können und er Ihnen der Anfang
eines glücklichen Jahres sein.
Ob Ihre Augen gesund sind und
Ihnen das Arbeiten ermöglichen,
ohne dem würden Sie wohl nicht
zufrieden sein?
Mir hat meine Tochter Sorge
gemacht, nun hoffen wir, hat eine
kleine Operation das Uebel behoben.
Jetzt soll sie herausgepflegt werden
und dann nach Weihnachten in die
Berge. Ich hoffe, dass sie dort auch
etwas Zerstreuung hat, denn hier
bei mir umgiebt sie nur Alter,
alle sind wir über 65 Jahr. Die
Geschwister in Hamburg stecken auch
in viel Arbeit, es geht ihnen allen
gut, auch meinen Kindern in
Hildesheim, aber keiner hat mehr
Zeit für den andern. Ich lebe
hier sehr zurückgezogen, aber
glücklich mit meinen Büchern
und der Kunst. Ich hatte jetzt
grosse Freude an Gösta Berling,
der Frische und den schönen Natur-
schilderungen. Dann erfreuen wir
uns an einer schönen Uebersetzung
der Odyssee von Rud. Alex. Schröder,
Sie werden ihn kennen, er ist mit
Graf Kessler sehr befreundet. Wenn
dann der Wind ums Haus heult, und
ich in meinem warmen Haus
sitze ist mir äusserst behaglich zu
Mute. Manchmal wenn ich den
Katalog vornehme, ist es mir
wie ein Traum, dass alle die
Arbeit und alle die Schönheit
so in mein Leben hineinspielte,
allein schon welch glücklicher
Zufall, dass wir Sie kennen
lernten. Und nun ist alles
so ganz anders, man studiert
Geographie und jeden Tag kom-
men neue Namen hinzu.
Mein Sohn hat viel mit
seinem Verlag zu tun, fast
noch mehr als mit seiner
Zeitung. Liesel ist in einem
Büro beschäftigt, da das Geschäft
ihres Mannes stillgelegt ist.
Grosse Umwälzungen überall.
Nun, Sie hätten gewiss auch viel
zu erzählen, und ob uns das Leben
noch ein Wiedersehen bringt, es
ist sehr bunt jetzt.
Wir alle grüssen Sie herzlich,
und ich bin in alter Freundschaft
Ihre
Luise Schiefler
Auch von mir noch ein paar Zeilen herzli-
chen Gedenkens! Hoffentlich haben Sie sich
von Ihrer Erkältungskrankheit, von der Sie
schrieben, ganz erholt & gehen gesund in das
neue Lebensjahr. Möge es Ihnen recht viel
Gutes bringen & Ihnen Ihre Arbeitskraft er-
halten bleiben! Wir denken so oft zu Ihnen
hin; ist doch durch all die vielen schönen K.-
Sachen immer eine starke Verbindung zu
Ihnen. Mit herzlichen Grüssen & Wünschen
Ihre
Ottilie Schiefler