Munchmuseet, MM K 2416

MM K 2416, Munchmuseet. Datert 20.07.1910. Brev fra Eberhard Grisebach.

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Jena d. 20. VII. 10.
Sophienstr. 14.



    Hochverehrter Herr Munch,


    seit Weinachten habe ich nichts
von Ihnen gehört, nur ein
Paar gute Bilder in der Berliner
Secession
gesehen, die mir von
Ihrer alten Kraft und Intensi-
tät Zeugniss gaben. Die Kran-
kenpflegerinnen machte mir
einen staken Eindruck, in
der Form sind die beiden
Gestalten fein karakterisiert
und die Farbigkeit des Weiss
ist ungeheuer zwischen den
starken Tönen des Fussbodens

 

      

und der Wand. Ich hatte
schon lange vor, Ihnen von
meiner Freude an den Bildern
zu berichten, ich war aber zu
sehr in Anspruch genommen
durch philosophische Arbeiten.
Eine kleine Schrift über „Kultur
als Formbildung” habe ich nun
bald beendet. Ich gebe sie
der philo. Fachultät als Dieser-
tation ab. Sie enthält mein
philos. Programm. Im Winter
hoffe ich S\s/ie Ihnen gedruckt
senden zu können. Ich
wun\r/de in der Arbeit durch
zwei Reisen ins Hochgebirge
unterbrochen, die meine Ge-

 

      

sundheit notwendig machten.
Im Herbt\s/t denke ich nach ein-
mal vier Wochen mich in Davos
zu erholen, bevor ich in die
mündliche Doktorprüfung
eintrete. Dann will ich hier
in Jena bleiben und als Philo-
soph still l\L/eben Man hat
mich hier zum Vorsitzenden
der philos. Gesellschaft gemacht,
so habe ich Gelegenheit jede
Woche einmal mich ein Reden
zu üben. Die Landschaft ist
schön hier, die Tradition
durchaus philosophisch, ich
lebe ohne Freunde hier, immer
in einem grossen Zusammen-
hang vom Vergangenheit und

 

      

Zukunft. Im Augenblick richte
ich mir eine kleine Wohnung
mit meiner Frau ein, draussen
im Mühltal, wo mein Balkon
einen Schönen Blick auf den
Forst gewährt. Th. Fischer hat
mir als seinem früheren Schüler
ganz einfache Möbel gezeichnet,
die ich\wir/ mir\uns/ machen lassen.
Dazu werden Ihre Bilder, die
mir immer gleich Freude und
Anregung geben, gut passen.
Es bleiben aber nach leere Wän-
de. Da ich nun nichts sehr
Schwächeres de\a/neben hängen
kann und mag, so möchte
ich noch einmal in Ihren
Bildern suchen können

 

      
    II.

 … \u/m mir etwas auszusuchen.
Diesmal stehen\haben/ ‹mir›\wir/ von der
Austeuer, die uns zur Verfügung
steht, 1500 M, die ich für
Bilder, ausgeben kann. Da
es voraussichtlich des letzte
Mal in meinem Leben ist, dass
ich dazu in der Lage bin, so
wünche ich mir \etwas/, was mir auch
das ganze Leben gefällt.
Es ist nun schon zu lange
her, seit wir in Warnemünde
in Ihe\r/er „Hölle” kramten.
Die Farben habe ich nicht mehr
so genau in Kopf, nur un-
bestimmt sind mir einige
Genüsse geblieben, an die
ich Wünsche anknüpften könnte

 

      

ohne zu wissen, ob Die die Bil-
der noch haben. Ein schwarzen
u. weisser Matrose vor einem
hellen Weg, aus dem Bid\d/de
heraus kommend. Eine kleine
norwegische Landschaft,
Schlucht, rechts rotes Gestein
mit grün vermengt, oder
Knabenakt, wohl ein Teil
der badende Lebensalter,
der drei Mädchen auf einer
Brücke mit Villa und Bäumen
in Hintergrunde, dass sind
einzelne gebliebene, starke
Eindrücke. Ich habe aber
das Format der Einzelner
nicht genau im Kopft.

 

      

Wollen Sie mir nach einmal
etwas aussuchen, was mich
in Farbe und Schärfe entzückt,
und mir schreiben? Ein
Selbsportrait von Ihnen wür-
de ich auch gern nehmen.

    Ich hatte immer gehofft
Sie würden mal wieder nach
Deutschland kommen.
Hätten Sie nicht einmal
Lust mit mir einige Wochen
in Davos zu verbringen,
mein Schwiegervater, der dort
Arzt ist, würde sich freuen,
Sie als Gast in seinem Hause
aufzunehmen, die Luft daoben

    
    In alter Verehrung Ihr Eberhard Grisebach

 

      

ist stärkend! In der Schweiz
regt sich mehr Leben als in
Deutschland. Kennen Sie
den Maler Nolde den Schiefler
in Hamburg protegiert.
Zu Anfang besticht die Frische
der Farben, aber auf die Dauer
halten sich seine Werte nicht.
Er malt aller wie Blumen,
die Wolken u. das Meer. In
der Secession war garnichts
neues und gutes. Münschen
schläft. Hodler wird alt
und müde, er hat ein Recht
dazu. Sonst alles Talente
aber keine Kreuzträger.

    Ich hoffe Sie fühlen Sich stark
wie Ihre Bilder in Berlin bezengen.

    Schreiben Sie mir bald, da ich im August einziehe,
ich würde mich sehr freuen Guten von Ihnen zu hören