Munchmuseet, MM K 2843

MM K 2843, Munchmuseet. Datert 15.05.1922. Brev fra Max Linde.

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Lübeck 15/V. 22
Ratzeburger Allee 16



    Lieber Herr Munch,


    Wie sehr bedauere ich
es, dass Sie, lieber Herr Munch,
es diesmal so schlecht ge-
troffen haben und durch die
Kälte sich auf der Reise wieder
Bronchitis zuzogen. Vielleicht
ist Wiesbaden mit seinem mil-
den Klima der richtige Ort für
Sie. Ich wünsche Ihnen gute
Besserung und hoffe doch sehr,
dass sich bald einmal eine
Gelegenheit bietet, dass wir
uns nach den langen Jahren
wiedersehen. Vergessen Sie nur
nicht, lieber Herr Munch, wenn
Sie mir schreiben, Ihre Adresse
anzugeben. Das letzte Mal,
als ich Ihr Telegramm aus Berlin
bekam, wusste ich nicht, in
welchem Hotel Sie abgestiegen

 

      

waren.
    Was nun das Kinderbild
anlangt, so konnte ich, da
ich selbst einige Tage wegen
Erkältung krank lag, das
Schreiben des Züricher Directors
Dr Wartmann noch nicht be-
antworten. Wie Ihnen Dr W.
wohl erzählt hat, reflectierte
auch der Dresdener Kunstverein
auf sämmtliche Gemälde zur
Ausstellung. So leid es mir tat,
habe ich den Dresdnern abge-
schrieben, da das Packen in die
Kisten und der Versand so grosse
Unruhe bringt und meine Frau
sehr schwer krank liegt, sodass
wir voller Sorgen um ihr Leben
sind. Ich habe den Dresdnern
auch geschrieben, dass ich,
seitdem ich Ihre sämmtlichen
Gemälde im letzten Herbst für
die Lübecker deutsch-nordische
Woche hergegeben, sich grosses
Interesse allerseits für Ihre Kunst
zeigt und ich manchen Gästen,

 

      

die mich aufsuchten, Ihre Gemäl-
de zeigen konnte. Jetzt weiss ich
nicht, ob ich dem Züricher Mu-
seum das gewähren kann, was
ich den Dresdnern abgeschlagen
habe, ohne Letztere zu verletzen,
insbesondere, da namhafte Künst-
ler wie Werba sich persönlich an
mich gewandt hatten. (Werba ist im
Vorstande.) An und für sich
würde ich Ihnen, lieber Herr
Munch, natürlich mit grösstem
Vergnügen zu Diensten stehen und
gerne das Kinderbild zur Verfügung
stellen. Herr Dr Glaser hat ganz
Recht: die germanische Welt
muss jede Gelegenheit ergreifen
durch künstlerische und wissen-
schaftliche Taten der Welt zu zeigen,
welch hohe Kulturaufgaben sie
gelöst hat. Daran kann die
Gesammtwelt nicht achtlos
vorübergehen, wie ja auch die
Pariser Akademie schon Einstein
zu Vorträgen nach Paris eingeladen
hat. Leider liegt es ja mit der bilden
den Kunst in Deutschland sehr im
Argen; aber in der Musik ist
die germanische Welt führend.
Welche Genien hat die romanische

 

      

Welt einem Beethoven,
Brahms, Bruckner, Grieg
gegenüberzustellen?

    Mit dem Verkauf der
Kupferplatten an Cassirer
hat es noch nicht so grosse
Eile. Ich behalte die Sache
im Auge und möchte mit Ihnen
erst persönliche Rücksprache
genommen haben.

    Recht gute Erholung wün-
sche ich Ihnen, lieber Herr
Munch! Meine Frau, die,
wie ich schrieb, sehr leidend
ist – sie geniesst fast nichts
und ist zum Skelett abge-
magert –‚ lässt sie bestens
grüssen. Ihr Brief erinnerte
sie an die vergangenen schönen
Zeiten des Glücks der Gesundheit.

    
    Mit bestem Gruss meinerseits
    in alter Freundschaft
Ihr
Linde