Munchmuseet, MM K 2856

MM K 2856, Munchmuseet. Datert 10.12.1933. Brev fra Max Linde.

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DR MED. M. LINDE

    
LÜBECK
RATZEBURGER ALLEE 16

d. 10 Dez 33



    Lieber Herr Munch,


    An dem Tage, an dem Sie das 70ste
Lebensjahr erreichen, darf ich unter
den Gratulanten nicht fehlen. Ich
wünsche Ihnen, dass Sie uns und der
Kunst noch viele Jahre erhalten
bleiben. Malte doch Titian noch im
achtzigsten Lebensjahre seine herrlich-
sten Bilder. Sie waren stets ein
suchender und stellten sich immer
neue Aufgaben. Dadurch blieb auch
Ihre Kunst jung und über allen
– ismen, die seit unserer Freundschaft
in der Malerei an uns vorübergezogen
sind, sind Sie, lieber Munch, ziel-

 

      

bewusst hinweggeschritten.
    Jetzt kann ich Ihnen auch
melden, dass die Edvard-Munch-
strasse endlich bebaut wird. Es
stehen schon zwei nette Villen. Der
Charakter des Parks bleibt dabei
erhalten. Hoffentlich kommen im
Frühjahr neue hinzu. Der neue
Staat befördert das Bauen un-
gemein. Neubauten sind auf viele
Jahre grundsteuerfrei. Leider
mussten wir aber wegen der Un-
wirtschaftlichkeit unser schönes
Haus umbauen. Das Parterre
war von einem General bewohnt,
der von Lübeck versetzt wurde.
Weil wir nun nicht gleich einen
Mieter fanden, welcher so grosse
Räume bewohnen konnte, ent-

 

      

schlossen wir uns, mit Hälfe des
staatlichen Zuschusses die untere
Wohnung zu teilen. Dieser Umbau
ist in vollem Gange. Durch diese
staatlichen Beihilfen verschwinden
allmählich die Erwerbslosen von den
Strassen. Sie werden gewiss auch in
Norwegen allerhand Greuelmeldungen,
die von den Juden im Ausland ver-
breitet wurden, gelesen haben. Ich
kann Sie versichern, dass Alles erlogen
ist. Wir spüren hier überall die
feste Hand einer zielbewussten Macht.
Wer hier ruhig seiner Arbeit nachgeht,
bleibt unbehelligt. Es ist die Reaktion
auf jahrelange Marterungen seitens
der Feinde und unerhörte Aussaugung
Deutschlands, die dazu führte, dass
alles Vermögen verloren ging.

    Meiner lieben Frau, die sich von
Herzen meinem Glückwunsch an-
schliesst, geht es etwas besser, sodass

 

      

sie nun öfters ihr Krankenbett
verlassen kann. Grosse Sorgen hatten
wir um Theodor, den zweiten Sohn,
der sich im Kriege eine Tuberkulose
zugezogen, die eine akute Verschlech-
terung in der letzten Zeit zeigte.

    Dass unser Freund Dr. Heise
Lübeck verlässt, haben Sie wohl
gehört. Von allen Seiten, auch von
den Behörden wird sein grossartiges
Wirken anerkannt. Ohne ihn wäre
das schöne Museum „das Behnhaus
nicht vorhanden. Unermüdlich hat
er für die Kunst, insbesondere auch
die nordische sich eingesetzt. Wir
sehen ihn mit grösstem Bedauern
scheiden.

    
    Nun, lieber Munch, schliesse
ich mit besten Grüssen und verbleibe
in alter Freundschaft
 Ihr treuer
Max Linde