Munchmuseet, MM K 3688

MM K 3688, Munchmuseet. Datert 09.04.1931. Brev fra Heinrich Becker, Städtisches Kunsthaus.

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STÄDTISCHES KUNSTHAUS
BIELEFELD / HINDENBURGSTRASSE 4



    
9. April 1931



    Hochverehrter Herr Munch,


    Die Ausstellung ist vorbei. Die 12 Gemälde, die Sie
uns schickten, und 69 graphische Blätter, deren Ver-
zeichnis ich Ihnen beilege, sind jetzt unterwegs nach
Berlin zu Flechtheim. Ich hoffe, dass alles gut dort an-
kommt und werde Sie, sobald ich kann, von der guten
Ankunft in Kenntnis setzen.

    Für die graphische Sammlung des Kunsthauses haben
wir erworben
  • Nr. 94. Portrait des Anatom Schreiner. Lith. 200 Kr.
  • 77. Mädchen auf der Brücke. Holzdr. 100 Kr.
  • 78. Panik auf dem Platz. Holzdr. 100 Kr.
  • Zusammen 400 Kr.

    Dieser Betrag wird Ihnen voraussichtlich im Laufe
der nächsten Woche von der Stadtkasse aus zugehen.
Ich habe sehr bedauert, dass wir nicht mehr haben
kaufen können, umsomehr als Sie uns einen so gün-
stigen Preis eingeräumt haben. Die finanzielle Notlage
der Stadt verbot aber jede weitere Ausgabe. Sie lesen
gewiss in Ihren Zeitungen von unseren Schwierigkeiten,
die auch der Grund sind, warum wenig an Private
verkauft ist. Das ist:
  • Nr. 86. Trauerndes Mädchen. Lith. 200 Kr.

    Für mich selbst habe ich behalten
  • Nr. 87. Selbstbildnis nach Krankheit. Lith. 150 Kr.
  • Nr. 107. Junges Weib (Holzdr. in 2 Farben) 200 Kr.
  • Nr. 106. Selbstbildnis mit Hut Lith. 50 Kr.
  • Zusammen 600 Kr.

    Diesen Betrag schicke ich Ihnen heute zu.

 

      

    Sie haben mir so freundlich einen mässigen Preis ein-
geräumt, dass ich sehr glücklich bin, diese 3 Blätter
behalten zu können. Da Sie mir dazu noch die kleine
Radierung „Weib mit langen Haaren” verehrt haben, wo-
für ich Ihnen besonders dankbar bin, fühle ich mich
Ihnen innerlich aufs engste verbunden. Diese 4 Blätter
sind Brücken, auf denen ich täglich zu Ihnen kommen
kann, auch wenn ich Sie niemals in Person sehen
sollte. Ich brauchte diese beiden Selbstbildnisse, um mich
immer wieder an die grosse Einsamkeit Ihres Daseins
erinnern zu lassen, diese Einsamkeit, in der allein das
ganz Grosse wächst. Das grosse Selbstbildnis nach Krank-
heit ist so in sich gesammelt und auf das Wesenhafte
gerichtet, dass ich immer mich an den alten Rembrandt
denken muss, der auch eine volle Welt in sich trug und
still und einsam bis ans Ende blieb. Ich bin gewohnt,
mit Kunstwerken Zwiesprache zu halten und weiss aus
vieler Erfahrung, dass nicht wir das Werk prüfen, son-
dern dass das Werk von Rang uns prüft, auf Herz und
Nieren prüft. So will ich auch die Prüfung durch Ihr
Werk aushalten, in aller Aufrichtigkeit, mit dem Wil-
len, nicht in der Enge des kleinen Tages unterzugehen.
Das grosse Frauenbild (2 farbiger Holzschnitt) ist mir
bedeutungsvoll als Zeugnis Ihrer unverminderten künst-
lerischen Kraft und Diszipliniertheit, und ausserdem
so voll von allem Rätselhaften und Geheimnisvollen
der Weibsnatur, dass ich es täglich lange, lange an-
sehen muss. Das kleine radierte Frauenbild in langen
Haaren von 1896 und dieser grosse Holzschnitt von 1930
sind von demselben Blut, Kinder eines Vaters, ver-
wandt wie Schwestern, jede auf ihre Weise schön.
Haben Sie tausendfach Dank, Herr Munch.

 

      
    II
STÄDTISCHES KUNSTHAUS
BIELEFELD / HINDENBURGSTRASSE 4




    Nachdem unser Haus durch Ihre Bilder seine rechte
Weihe erhalten hatte, kam es mir wie eine Art
von Zerstörung vor, als ich alles, was uns vier Wochen
lang ergriffen, mit dem wir Tag für Tag gelebt
hatten, wegräumen musste. Da sagte mir ein
guter Freund: Wenn Munch dem Züricher Kunst-
haus
ein so schönes Bild wie die „Wellen gegen den
Strand” als Leihgabe anvertraut, warum sollte er
nicht auch Vertrauen zum Bielefelder Kunsthause
haben, das zwar viel kleiner als das Züricher ist, in
dem aber nicht minder ernst gearbeitet wird, und
das ein Bild von Munch noch viel nötiger gebraucht.
Dieser Freund ist meine Frau, und so gebe ich diese
Frage, wenn auch etwas zaghaft, an Sie weiter:
Ob Sie nicht eins der Bilder, die wir eben nach
Berlin zu Flechtheim geschickt haben, bei uns
deponieren wollen, damit auch die Malerei Munchs
in Bielefeld über die kurze Zeit der Ausstellung
hinaus lebendig bleibt. Wenn Sie es für richtig
halten, mir auf diese Frage nicht zu antworten, so
stecken Sie diesen Bogen Papier einfach ins Feuer,
damit auch die Frage wieder verschwindet. Um
Ihnen einen Begriff von einigen Wänden zu geben,
habe ich einen Freund gebeten, ein paar Aufnahmen
zu machen, die ich diesem Briefe hinzufüge.

    Und nun leben Sie wohl, sehr verehrter Herr
Munch. Vergessen Sie nicht, dass gerade durch

 

      

unsere Ausstellung mancher ernste Kunstfreund
für Sie gewonnen ist, und dass in dieser Stadt
ein Mensch lebt, der Ihnen in Verehrung und
– darf ich es sagen? – in Liebe verbunden ist.

    
    Mit den herzlichsten Grüssen
in grosser Hochachtung

    Ihr sehr ergebener
Heinrich Becker

    Das Verzeichnis der an Flechtheim geschickten Blätter
lege ich bei. Die durchstrichenen Nummern stammen
aus Privatbesitz oder sind nach der Ausstellung
in Bielefeld geblieben.