Munchmuseet, MM K 2426

MM K 2426, Munchmuseet. Datert 08.12.[????]. Brev fra Eberhard Grisebach.

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Jena d. 8 Dec.



    Lieber Herr Munch,


    ich will den ruhigen Samt\s/tag
benutzen und Ihnen für Ihre
verschiedenen Briefe und Karten
danken. Ich habe die angege-
ben Bilder umgehend nach
Berlin per Eilfracht gesandt.
Ich musste eine Kiste für die
Berliner Sendung anfertigen lassen,
da Dr. Reiche seine Kisten zu-
rückgebeten hatte. Der Rest
der Bilder, Liebespaar, Angst,
Strandbild, Waldbild und der
eine Akt gingen an Sie nach
Norwegen mit gewöhnlicher
Fracht vor einer Woche ab.

 

      

Auch dazu musste ich eine Kiste
neu machen lassen, die ich bei
der Abrechnung \wohl/ berücksichtigen
\wohl/ darf. Ich glaube es ist ganz
gut, dass Sie Cassierer etwas
gaben, damit er Ihnen nicht Feind
wird. Sollten Sie sich entschliessen
die Dorfstrasse von Kragerö zu
geben, so möchte ich Sie bitten
in der von uns geh\l/iehenen Kiste
das Bild zurücksenden zu lassen.
Tuen Sie es nicht gern, so will
ich nicht drängen, ich verstehe
es dann sehr gut.

    Die Graphik sah am letzten Tag
der Ausstellung hier ein Herr
Weise aus Halle, der bei uns
einige Blätter kaufte und dann
von Halle aus bat, ihm den

 

      

unverkauften Rest einige Zeit
zur Ansicht zu überlassen. Auch
seine Bitte, die Blätter dorti-
gen Kunstverein eine Woche zeigen
zu dürfen beantwortete ich mit
Ja, in der Hoffnung \dass/ Si‹d›\e/ damit
einverf\s/tanden sein würden.
Es sind nun auch dort, wie
ich höre einige Sachen ver-
kauft und die Presse hat sehr
günstig darüber geschriben.
Sobald ich die Blätter zurück
erhalte, sende ich Ihen\ne/n die
genaue Abrechnung und das
eingegangene Geld. Graef hat
zum Schluss Ihrer Ausstellung
einen Kur … \z/en Epilog geschrieben
und Ihre Ausstellung als das

 

      

bedeutendste Künstlerische Ereignis
in Jenas in den letzten Jahren ge-
priesen. Das wäre das Geschäft-
liche vom Kunstverein! –

    Heute Nachmittag bin ich bei
Frau Förster Nietzsche in Weimar
zum Thee, Vortrag von Prof. Breysig
und zum Abendessen. Ich freue
mich darauf, denn man trifft
dort immer interessante Men-
schen. Ich hatte sehr viel zu arbei-
ten die letzte Zeit … , Vo … \r/träge zu
halten und so hoffe ich meinen
Kopf heute etwas auszuruhen.
Ich hatte mancherlei Sorgen,
da meine kleine Tochter Ebba
krank war und meine Frau
sich nur langsam erholte.
Jetzt ist aber alles wieder gut.

 

      
    II.

    Herr Kollmann habe ich brieflich
etwas schlecht behandelt, hoffe
ihm aber auch noch in den nächsten
Tagen schreiben zu können. Er
sandte mir ein Deubler
dem Dichter für eine Portrait-
ausstellung, das aber so schleckt
gemalt war, dass ich es nicht
gegen mein Gewissen ausstellen
konnte.

    Ich freute mich sehr zu hören
dass Sie ein Haus für Ihre De-
corationen bauen wollen. Ich
liess mir letzte Wochen die kleine
Schrift mit den Gutachten der
Professoren aus Christiania von
einer Dänin übersetzen und
amü … \s/ierte mich über den
Kunst‹f›\p/rofessor, den auch

 

      

seine Blindheit nicht entschul-
digt. Wie steht nun die Sache
eigentlich, kommen die Bilder
definitiv in den Saal? Ich male
mir oft einen Plan in Gedanken
aus, im Sommer von Lübeck
aus nach Kopenhagen und
Christiania zu fahren und dann
die Entwürfe alle zusammen
zu sehen. Aber \bei/ mir ist die
Zukunft immer sehr dunkel,
ich weiss eigentlich noch nicht
was aus mir wird, wohin der
Weg geht. Ich lebe ganz dem
Augenblick, habe soviel noch
zu lernen, zu geniessen und
möchte gerne ein Ganzes Lebens-
sistem einheitlich besitzen

 

      

und ein möglichst kompletter
Mensch sein. Man läuft zwar
Gefahr viel ein wenig und nichts
recht zu verstehen, aber die
Philosophie besteht nur darin,
alles Dinge Wesen zu fassen
und ‹th›\da/s Wesen des Menschen
daduc\r/ch zu steigern und zu
wandeln. Dass ist im Grunde
Ziel aller Produktion, gleich-
viel ob man Häuser baut,
Bilder  … \m/alt oder Bücher
schreibt. Während man
selbst noch weit vom Ziele
ist, wachsen die Kinder heran.
Mein Bub ist nun schon so
gross, dass er mit mir spazieren
gehen kann und alles sieht
und viele Fragen stellt.

 

      

Ich hoffe Ihn sehr, dass Sie ihm
auch einmal sehen werden.

    Was sagen Sie zu Glasers
Vortrag?

    
    Mit herzlichem Gruss
in Verehrung u Freundschaft

    Ihr
Eberhard Grisebach.