Munchmuseet, MM K 2841

MM K 2841, Munchmuseet. Datert 29.05.1921. Brev fra Max Linde.

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LÜBECK
RATZEBURGER ALLEE 16

    
Lübeck 29/V 21



    Lieber Herr Munch,


    Vielen Dank für Ihr
Telegramm mit den freund-
lichen Grüssen! Es ist schade,
dass ich in den nächsten Tagen
nicht nach Berlin kommen
kann, da ich mehrere Collegen
vertrete und an der Kette liege.
Ich hätte mich gefreut, Sie,
lieber Munch, wieder zu sehen
und die alten schönen Erinne-
rungen erneuert. Sie gehen nun
auch an die 60 heran. „Verruch-
tes Alter”, so las ich neulich in
den Memoiren Casanovas. Aber,
wenn Herz und Geist jung sind,
wird der Körper mitgerissen.

 

      

Ich lasse Ihnen diesen Brief
wieder durch Herrn Bruno
Cassirer
übersenden, da ich
Ihre Berliner Adresse nicht
kenne. Ich schrieb ihm, dass
ich wegen der Mappe erst mit
Ihnen persönlich gesprochen
haben muss. Denn Felsing,
von dem ich die Platten zurück-
forderte, weil Gefahr vorlag,
dass unbefugt gedruckt würde,
hat mir nicht alle übersandt.
Es fehlen zwei kleinere Platten,
die allerdings nicht zu den wesent-
lichen gehören („Lothar mit Taschen-
tuch”, Kleine Verandaplatte). Felsing
schrieb mir, dass diese Platten
wahrscheinlich z.Z. mit nach
Norwegen an Sie geschickt seien,
als Sie, lieber Munch, die Platten

 

      

bei Kriegsausbruch, sicherstellen
wollten. Ich vermute aber, dass diese
beiden Platten gestohlen sind
wegen des geringen Kupferwertes.
So weit sind wir in Deutschland
glücklich gekommen!

    Wir wollen dann auch be-
sprechen, ob wir nicht eine
Platte, die Sie damals bei
Seite stellten, weil Sie meine
Frau nicht getroffen fanden, wieder
einfügen und eine Serie II ma-
chen, die nur in kleiner Auflage
erscheint, worauf die Platten ver-
nichtet werden. Dann würde die
Mappe einem beschränkten Kreis
zugänglich sein und Sammler-
wert behalten, auch Museen
zugänglich werden. Über diese
Dinge wollen wir also sprechen,
wenn Sie, lieber Munch, wieder
nach Deutschland kommen.

 

      

Ich werde mich dann frei machen
und auch nach Berlin kommen,
da ja Lübeck etwas abgelegen
ist. Die „nordische Woche” findet
hier im September statt. Ich gebe
meine Gemälde und die Mappe her.

    Meiner Frau geht es etwas besser.
Sie lässt bestens grüssen. Die Söhne
welche Sie malten, werden Sie kaum
wiedererkennen. Der Jüngste wird
Landwirt, der Älteste ist zu
Hause, der zweite, Theodor ist
im Felde schwer erkrankt und
lungenleidend; der dritte, Hel-
muth
, lernt Ingenieur. Dass unsere
treue Schwester Paula, die Sie
die „Nonne” nannten, gestorben
ist, schrieb ich wohl schon. Sie
war ein Mensch von seltener Auf-
opferung und Herzensgüte. Wir
trauern um sie, wie um eine
Mutter. Also, alles Gute, lieber
Munch! Hoffentlich hat Ihnen
Ems gut getan, so dass Sie gesund
bleiben und noch Vieles schaffen können, was
in Ihrem Inneren nach Ausdruck ringt.

    
    Mit bestem Gruss
    Ihr      M Linde