Munchmuseet, MM K 3190

MM K 3190, Munchmuseet. Datert 28.06.1911. Brev fra Gustav Schiefler.

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Hamburg 28 Juni 1911



    Lieber Herr Munch!


    Ich habe ein sehr schlechtes Ge-
wissen, dass ich beinahe ein Vierteljahr
gewartet habe, ehe ich Ihren letzten
Brief beantwortet habe. Er wurde mir
nach Paris nach geschickt, wo ich über
Ostern war. Liesel, unsere ältste Toch-
ter ist jetzt dort und ich hatte sie
besucht. Auf der Hinreise, im Schlafwagen
zwischen hier und Cöln, traf ich mit einem
norwegischen Studenten zusammen, der
direct von Christiania kam. Ich dachte,
ich würde von ihm über Ihr Gemälde
für die Universität etwas hören können,
aber er wusste nichts davon, und so
freute ich mich, aus Ihrem Briefe etwas
zu erfahren.

    In Paris habe ich viel Schönes und In-

 

      

teressantes gesehen; auch auch nach
auswärts bin ich gekommen, ein-
mal nach Chartres, um die Cathe-
drale, und nach Fontainebleau,
um das Schloss zu sehen. Dann
habe ich die Eröffnung der Ausstel-
lung des Indépendants mitgemacht.
Es waren über 6000 Bilder zusam-
mengebracht, eins noch scheusslicher
als das andere; gute waren vielleicht
50 – 100 darunter; sehr gute nur
ganz wenige; Matisse, van Dongen.

    Neulich war ich auch in Berlin,
um die Secessionsausstellung anzu-
sehen. Man begreift nicht, warum sie
die Neu-Secessionisten im vorigen
Jahre abgewiesen haben; oder vielleicht

 

      

begreift man es doch. Das Mittelmaß
der alten Secessionisten fühlt sich viel-
leicht der Kraft nicht gewachsen, die
in einem Theile der Neuen, wenn auch
noch unausgegohren, steckt. Es waren
in der Secession eine ganze Reihe der
jungen Franzosen, die sich die Ex-
pressionisten nennen; van Dongen,
Marquet, Othon Friesz, Manguin,
Vlaminck etc, die im Princip ungefähr
auf dasselbe hinaus wollen, wie
die Schmidt-Rottluff, Kirchner, Heckel
u. s. w.

    Vor 8 Tagen war Nolde auf seiner
Reise nach Alsen einen Tag hier.
Er hält sich, nach seinem Strauss mit

 

      

Liebermann in der richtigen Er-
kenntnis zurück, dass es für einen
Künstler am besten ist, wenn
er schafft. Wilhelm Laage war auch
vor einiger Zeit ein paar Tage hier;
er ist wieder für den Sommer nach
Altenwalde bei Cuxhaven gegangen.

    Aber nun bin ich neugierig, wie
es Ihnen geht. Hoffentlich fühlen
Sie Sich im Sommer auf Ihrer Besi-
tzung recht wohl. Was treiben Sie
und was arbeiten Sie? Wie ists mit
dem Universitätsbild geworden?
Eigentlich muss ich mich auch mal
wieder daran halten, den Katalog
fortzusetzen; hoffentlich haben Sie von

 

      

allem, was entstanden ist, und von
allen Zuständen ein Exemplar zu-
rückgehalten, das ich benutzen
kann. Und wie steht es mit dem
Modellieren, das Sie angefangen
hatten? Haben Sie wohl einmal eine
Medaille oder Plakette gemacht?
Wenn es wäre, würde ich gern eine
Kaufen, um sie Lichtwark zu
seinem 25 jährigen Jubiläum zu
schenken, das er am 1 October feiert.

    In 4 Wochen beabsichtigen wir wieder
wie im vorigen Jahre, nach Vulpera-
Tarasp in der Schweiz zu gehen. Die
Kur ist mir so gut bekommen, das ich
sie gern noch einmal wiederholen

 

      

will. Dann bin ich hoffentlich
im nächsten Jahr frei von solchen
Pflichten gegen die Gesundheit.

    Nun lassen Sie bald mal wie-
der etwas von Sich hören und
vergelten Sie nicht mein langes
Schweigen mit einem gleichen.
Meine Frau und der „kleine
Engel”, das einzige Kind, das
jetzt bei uns zu Hause ist, lassen
herzlich grüssen.

    
    In alter Freundschaft

    Ihr
Schiefler.