Munchmuseet, MM K 3220

MM K 3220, Munchmuseet. Datert 30.11.1913. Brev fra Luise Schiefler.

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Oberstraße 80, den 30. Nov. 13.



    Lieber Herr Munch,


    Wir haben von Ihrer Kunst
so herrliches erhalten, dass ich es
mir kaum verzeihen kann, Ihnen
nicht eher geschrieben zu haben.
Das wundervolle Ölgemälde „der ba-
dende Knabe” hängt in meinem
Zimmer und wirkt da ganz
grossartig. Wir hatten zuerst
befürchtet, er würde schon durch
seine Größe auf die Umgebung
drücken, aber nichts davon,
er durchsonnt den Raum mit
seiner jugendlichen Kraft und

 

      

Elasticität und täuscht über die
Eintagsfliege „Mensch” hinweg.
Natürlich erregt er viel Anstoss,
aber in den Kreisen der Künstler
und Kunstfreunde begeisterte Freude.
Vielen vielen Dank dafür.

    Ueber die schönen Blätter zu
unserer silbernen Hochzeit glaube
ich bestimmt (und hoffe es für
meine Selbstachtung) habe ich
Ihnen geschrieben, sie waren uns
eine ungeteilte Freude, besonders
die Tierstudien, die so einfach
erscheinen und so gross sind.

 

      

    Aber eine kleine Enttäuschung
war mir und daß habe ich wohl
noch nicht geschrieben, daß Sie
doch noch nicht zu den Plaketten
und Medaillen gekommen
sind, wo ich Sie immer im
Geiste mir hindenken. Die
Silhouetten „Mann und Weib”
müssten doch wundervoll
als Plakette sein. Sollte uns
das nicht auch noch von
Ihnen beschieden werden!

    Es hat mir so leid getan,
Sie nicht auf der Durchreise

 

      

gesehen zu haben und ich stehe
nicht dafür, daß ich das nächste
Mal wieder so rücksichtsvoll sein
werde und nicht an die Bahn
mit meinem Mann komme.

    Glasers haben uns viel von ihrem
Aufenthalt bei Ihnen vorgeschwärmt,
Perls war neulich bei uns, als Com-
meter
die Ausstellung Ihrer Werke
hatte. So viel blaue Zettel hat man
hier lange nicht gesehen, Sie hingen
oben in den hellen Sälen, Corinth
unten im Dunkeln. Grosses
Interesse war für Ihre Sachen
vorhanden.

 

      

Bei Bock war Archipenko mit
merkwürdigen aber doch einigen
guten plastischen Werken, ich war
überrascht, dass ich sie verstand.

    Zwei Menschen hat mein
Mann in dieser Zeit sehr glück-
lich gemacht, Dehmel, dem er
eins seiner Porträt-Radierungen
schenkte, Dehmel schätzt er so
sehr und Clotilde v. Derp, die
eine Lithographie von Ottilie erhalten
hat, weil sie so wunderbar hier
getanzt hat, mit Alex. Sacharoff
zusammen. Clotilde v. Derp
interessiert sich so für Ihre

 

      

Kunst.
    Daß Nolde mit auf einer
wissenschaftlichen Forschungsreise
nach Neuguinea ist, hat mein
Mann Ihnen wohl erzählt, die kl.
Frau ist auch mit. Sie sind
mit der sibirischen Eisenbahn hin-
gefahren und schreiben sehr befrie-
digt, Noldes Freund, der Professor
Fehr in Jena, schrieb es. Er war
neulich bei uns, um der Auf-
führung von dem Hardtschen Stück
Schirin u. Gertraude beizuwohnen.

    Lichtwark ist zurück, soll
aber noch sehr angegriffen sein.

 

      

Wenn er nur die neue Kunsthalle
noch erlebt!

    Es wird hier jetzt viel gebaut,
eine pompöse Kunstgewerbeschule
mit Treibhäusern und Ställen für
wilde Tiere, damit die Schüler nicht
nach Hagenbeck zu gehen brauchen.
Dafür ruht unsere Universität,
man empört sich nicht mehr,
es ist still darüber geworden.

    Unsere Bahn nach draußen
schreitet rüstig weiter. Wir
werden im Sommer in einer ½
St. in Poppenbüttel u. von da in
einer ½ St. in dem kl. Häuschen
sein, eine grosse Verbesserung für uns.

 

      

    Die kleine Ottilie wird ein großes
Mädchen, sie ist größer als ich, hält
sich leider schlecht, aber interessiert
sich für „Feuerbälle” und wünscht
sich glühend zu Weihnachten auch einen
Ball mit Herren. Ich denke, das ist
das beste Mittel, eine gute Haltung
zu erzielen. Der Junge dient in Freiburg
und schreibt wenig. Johanna ist
für den Winter in Bremen und turnt,
Liesel instrumentiert Bach. Weih-
nachten sehen wir hoffentlich
alle Kinder bei uns, am 27. wollen
wir hinausgehen nach Mellingstedt
für 10 Tage, das tut meinem Mann
immer so gut die absolute Ruhe.
Im übrigen geht es ihm und mir
gut, und wir hoffen von Ihnen dasselbe.

    
    Herzliche Grüße von uns allen Ihre Luise Schiefler